Fellbacher Zeitung Rommelshausen 
Bei der Hundestaffel des DRK Kernen sind an beiden Enden der Leine gut ausgebildete Helfer im Einsatz 
Ein Hundeleben dreht sich nicht zwangsläufig nur um Fressen, Schlafen und Gassigehen. Beim Deutschen Roten Kreuz (DRK), Ortsgruppe Kernen, stehen den Vierbeinern der Hundestaffel mitunter heikle Missionen bevor. 
Von Katja Edler 
                    Ein Fall für Eddy: Zwei Kinder sind scheinbar spurlos verschwunden. In der  Nähe des DRK-Heims in Rommelshausen wurden sie zuletzt gesehen. Jetzt ist eine  echte Spürnase gefordert. Eddys Schnauze ist berüchtigt. Als Rettungshund im  Dienst des DRK hat er sich bewährt. Dass sein jüngster Fall nur Demonstrations-  und Übungszwecken dient, weiß der Vierbeiner nicht. Für den Labrador ist jeder  Fall ein Ernstfall. Mit entsprechend viel Elan fiebert er auch an diesem Tag  seinem Einsatz entgegen. 
Mit einem Klick löst Eddys Herrchen den Karabiner von der Leine. Der  Vierbeiner prescht los. Zielstrebig rennt er ans andere Ende der Wiese. In gut  300 Meter Entfernung haben sich die vermeintlich vermissten Kinder auf einer  Decke im hohen Gras versteckt. Kaum hat der Vierbeiner die beiden Jungs  entdeckt, nimmt er das Säckchen, das an seinem Halsband baumelt, ins Maul und  rennt damit zurück zu seinem Herrchen. Für den Hundehalter ist das sogenannte  Bringsel ein sicheres Zeichen: Sein Hund hat Opfer entdeckt. Genauso wie im  Ernstfall folgt der Hundeführer seinem Tier auch an diesem Tag zu den beiden  Jungs, die die Opfer mimen. "Der ist einmal über mich drübergesprungen", sagt  einer der beiden aufgeregt. Mit rund 20 anderen Kindern überzeugt er sich beim  Ferienspaß des Jugendrotkreuzes vom Können der vierbeinigen Helfer. 
"Anderthalb bis zwei Jahre dauert die Ausbildung von einem Rettungshund und  seinem Hundeführer", sagt Dagmar Reuter. Die Stuttgarterin ist an diesem Tag mit  ihrer Hündin Samira vertreten. "Im Gegensatz zu Polizeihunden leben  Rettungshunde ganz normal in ihren Familien", sagt die Frau von der  Hundestaffel. Mensch und Tier übernehmen mit ihrem Einsatz ein Ehrenamt.  "Allerdings geht das weit über eine normale Freizeitbeschäftigung hinaus."  Zweimal in der Woche trainieren die Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern jeweils  drei bis vier Stunden. "Wir haben im ganzen Rems-Murr-Kreis einige Waldgebiete,  in denen wir üben dürfen." 
Bei Samira und ihren vierbeinigen Kollegen hat sich die Mühe gelohnt. Sie  gehen über Wippen, verschwinden in einem engen Tunnel aus Kunststoffbahnen und  lassen sich über eine Leiter sogar auf ein Gerüst hochschicken. "Von den Tieren  erfordert das sehr viel Konzentration", sagt Dagmar Reuter. Das Hecheln sei also  nicht nur Ausdruck der körperlichen Anstrengung. Zu unterschätzen sei aber auch  diese Belastung nicht. "Manchmal suchen die Hunde mehrere Stunden nach  vermissten Personen." Obwohl DRK-Spürnasen im Gegensatz zu Polizeihunden nicht  reinrassig sein müssen, sollten sie dieser Herausforderung körperlich gewachsen  sein. "Nicht jeder Hund ist dafür geeignet", sagt Dagmar Reuter. 
In der Kernener Hundestaffel sind zurzeit 14 Hunde im Einsatz. Ihre Besitzer  haben allesamt eine Ausbildung zum Sanitätshelfer absolviert. Von der Polizei um  ihre Mithilfe gebeten, werden die Duos aus Mensch und Tier meist dann, wenn  Personen vermisst werden. "Meistens geht es um ältere, demente Menschen, die  verschwunden sind oder um Unfallopfer, die unter Schock vom Unfallort  weggelaufen sind." Besonders bewährt haben sich die Spürnasen immer dann, wenn  die Suche mit Wärmebildkameras erfolglos war. "Auf Verbrecherjagd gehen wir aber  nicht. Das ist Aufgabe der Polizei", sagt Dagmar Reuter, während sie Samira mit  einem Stück Saitenwurst belohnt.