Gerade eben hat Bonny noch gelangweilt in der Gegend herumgeblickt. Auch die  Gehorsamsübungen zum Aufwärmen hat die Hündin brav aber ohne Begeisterung  heruntergespult. Jetzt holt Hundeführer Herbert Rauth die Kenndecke mit dem  roten Kreuz auf weißem Grund aus dem Auto. Sobald Bonny das Glöckchen hört, das  an der Weste befestigt ist, wirkt sie hellwach. "Sie weiß, was jetzt kommt."  Bonny, die eigentlich Bonita heißt, ist bildhübsch. Ihr Vater war ein Australien  Shephard, ihre Mutter ein altdeutscher Hütehund, der einem Schäfer gehörte. Von  ihm hat Herbert Rauth seine "rassereine Mischlingshündin" vor vier Jahren als  Welpe erworben. "Bonny war von Anfang an ein sehr aktiver Hund", sagt ihr  Herrchen. Bei der Rettungshundestaffel des DRK-Ortsvereins Kernen ist sie seit  Februar 2008 in der Ausbildung. "Das ist genau das Richtige, um sie auszulasten,  nach dem Training ist sie platt." 
Die Sonne scheint, als sich die Hundeführer mit ihren Vierbeinern im  Schurwald zur Flächensuche treffen. Die Hunde lernen, ein unwegsames Gelände auf  menschliche Witterung hin zu durchstöbern. Von den Hunden müssen Menschen  angezeigt werden, die sitzen, kauern, liegen oder laufen. Typische Einsätze sind  später die Suche nach vermissten Kindern oder verwirrten älteren Personen.
Bonny, die mit 20 Kilogramm nicht gerade ein Schwergewicht ist, hat den  Eignungstests zum Rettungshund erfolgreich abgelegt, aber sie gehört noch zu den  Anfängern auf dem Gebiet der Personensuche. Ausgebildete Hunde gehen nur der  Nase nach, die sie auch weitaus schneller zum Ziel bringt. Während sich Menschen  überwiegend auf ihre Augen verlassen, finden sich Hunde vor allem über ihre  feinen Nasen in der Welt zurecht. Der Geruchssinn des Hundes ist zwischen  vierzig und hundertmal stärker als der des Menschen und enthält - je nach Größe  und Rasse - mehr als 200 Millionen Riechzellen. Die vierjährige Azubine auf vier  Pfoten hat noch Sichtkontakt mit ihrem Zielobjekt. In rund einem Jahr wird Bonny  die erste von mehreren Prüfungen zum Rettungshund ablegen. "Bis spätestens Mitte  Frühjahr muss sie deshalb lernen, zu bellen, wenn sie die Suchperson gefunden  hat, aber ohne, dass sie von ihr dazu animiert wird", sagt Herbert Rauth und  streichelt Bonny. Die Hündin ist ganz Ohr und bereit für den ersten Suchlauf,  dem an diesem Tag noch drei bis vier weitere folgen werden.
Sanitätshelfer Benjamin Merx gibt das Suchobjekt, die sogenannte  Versteckperson. Merx ist aber noch nicht versteckt. Er steht vor Herbert Rauth  und Bonny auf dem Waldweg. Langsam läuft er in Richtung Dickicht und taucht  zwischen den Bäumen ab. Zwischen 30 und 50 Meter werde sich die Versteckperson  jetzt entfernen, sagt Herbert Rauth. Der Hundeführer wartet noch eine Minute,  dann gibt er das Kommando: "Geh suchen." Zielstrebig und schnell läuft Bonny  los. Sie weiß, was sie erwartet, wenn sie die Versteckperson gefunden hat.  Benjamin Merx hat eine Plastikdose mit ihren Lieblingsleckerchen dabei:  Schwarzwurst, Schinkenwurst und Saitenwürstchen. Das Lernen geht bei den meisten  Hunden am besten durch den Magen. Die Suche im Schurwald ist schnell zu Ende.  Nach kurzem Zögern bellt Bonny, und darf zur Belohnung ihre Nase in die  Wursthäppchen stecken. Etwas später als Bonny erreicht Herrchen Herbert Rauth  die Stelle. Sorgen macht er sich nicht, wenn sein Hund allein durch den Wald  streift. "Die Aufgabe beschäftigt Bonny so, da denkt sie nicht ans Jagen, mit  den Jägern stehen wir in Kontakt, die wissen genau, wann wir in welchem Wald  trainieren." 
Info: In dieser Serie stellen wir Hunde der  DRK-Rettungshundestaffel des Ortsvereins Kernen und ihre Ausbildung vor.